Quelle: Pölitz, Karl
Heinrich Ludwig 1817. Handbuch der Geschichte der souverainen Staaten des
teutschen Bundes. Ersten Bandes erste Abtheilung, enthält die Geschichte des
östreichischen Kaiserstaates. Leipzig: In der weidmannischen Buchhandlung.
Weil beide Lausitzen bereits 1635 im Prager Frieden von
Oestreich an den sächsischen Churstaat abgetreten wurden; so ist deren
Geschichte bei der Geschichte des Königreiches Sachsen in dieser Geschichte der
souverainen Staaten des teutschen Bundes beigebracht, und hier bei Oestreich
nur das Allgemeinste aufgenommen worden, was zur Würdigung dieser Erwerbung
unter Ferdinand gehört.
Die Geschichte der beiden Lausitzen ist, wie die Geschichte
der meisten Slavenländer, noch nicht befriedigend behandelt, und würde in
einzelnen Zeiträumen der Kritik ein reiches Gebiet eröffnen, wenn nur noch mehr
Quellen für sie vorhanden wären. Dazu kommt, daß beide Lausitzen nur selten
besondere Regenten gehabt haben, und nicht, wie die benachbarten Provinzen:
Meißen, Brandenburg, Schlesien, Pommern etc. zur politischen Selbstständigkeit
unter einer einheimischen und erblichen Dynastie gelangt sind.
Die Bewohner der Oberlausitz, die Milzener-Wenden, waren
wahrscheinlich mit dem im Meißnischen seit 534 ausgebreiteten slavischen Stamme
der Sorben von gleicher Abkunft, und in die Kämpfe derselben gegen die
Teutschen seit Karl dem Großen, und besonders unter Heinrich 1 verwickelt.
Gegen ihre feindlichen Einfälle ward, nach Unterwerfung der Sorben, die Mark
Meißen (928) als Teutschlands Grenze errichtet und behauptet, über welche
hinaus aber, bereits seit den Zeiten Otto`s 1 und seit der Stiftung des
Bisthums Meißen (965), die allmählige Bekanntschaft der Milzener mit dem
Christenthume auch die allmählige Verbindung des Landes mit Teutschland
vorbereitete. Doch entstand für die Oberlausitz der Name Markgrafschaft erst
seit dem funfzehnten Jahrhunderte, wo die einzelnen Marken (Budissin, Görlitz)
und Herrschaften innerhalb derselben, nach ihrem Abhängigkeitsverhältnisse zu
dem luxemburgischen Geschlechte in Böhmen, eben so als ein politisches Ganzes
betrachtet wurden, wie dies bereits früher mit der Niederlausitzer Mark
geschehen war. Schon vorher hatte von 1234 – 1320 der größte Theil der Oberlausitz,
seit der Vermählung des Markgrafen Otto 3 von Brandenburg aus der askanischen
Dynastie mit der böhmischen Prinzessin Beatrix aus dem wendischen Stamme, bis
zum Erlöschen jener Dynastie, zu Brandenburg gehört. Nach diesem Erlöschen fiel
die Oberlausitz an den König Johann (aus dem luxemburgischen Geschlechte)
zurück, unter dessen Sohne, dem Kaiser Karl 4, sie (1355), so wie die
Niederlausitz, dem böhmischen Staatskörper (1. August 1370) einverleibt ward.
Früher, als die Oberlausitz, ward die von dem slavischen
Völkerstamme der Lusitzer bewohnte, Nieder-Lausitz in Abhängigkeit von
Teutschland gebracht, und in eine Markgrafschaft, unter dem östlichen Mark
(Marchia orientalis, die Ostgrenze Teutschlands), verwandelt. Wenn nun auch
dieser Name wahrscheinlich ein Jahrhundert jünger, als die Besiegung der
Lusitzer durch den Grafen Gero im Jahre 959 ist, weil Ditmar von Merseburg (+
1018) dieses Land nie Mark, sondern Kreis, oder das Land Luzici nennt; so wird
doch bereits 1075 ein Vorfahrer des seit 1127 in Meißen erblich regierenden
Hauses Wettin, Dedo, und später sein Sohn, Heinrich, als Markgraf der
Niederlausitz angeführt. Noch bestand keine Erblichkeit in den teutschen
Marken, weshalb auch die Niederlausitz (1118) an Wieprecht von Groitzsch, (1124)
an Albrecht den Bär, und (1131) an Heinrich, den Sohn Wieprechts, dann aber
erst erblich an Konrad von Wettin, Markgrafen von Meißen, überging, bei dessen
Dynastie sie blieb, bis sie Diezmann (1303) an die brandenburgischen Askanier
verkaufte. Nach dem Erlöschen dieses Hauses kam die Niederlausitz, zugleich mit
Brandenburg, (1323) an das Haus Wittelsbach unter Ludwig, dem Sohne des Kaisers
Ludwig des Bayers. Beide wurden aber durch Tausch und Kauf von dem Kaiser Karl
4, dem Könige von Böhmen, für seine Dynastie (1355 und 1368) erworben, aus
welcher sein dritter Sohn Johann, bis zu seinem unbeerbten Tode (1395), über
die Niederlausitz, Schweidnitz, und die Stadt Görlitz regierte, von welcher er
Herzog von Görlitz genannt ward.
Wie aber mit Sigismund (1437) der luxemburgische Mannsstamm
in Böhmen erlosch; so blieben beide, dem böhmischen Reiche einverleibte,
Lausitzen unter Albert von Oestreich, unter dessen Sohne Ladislav, und unter
Georg Podiebrad bei Böhmen. Allein Georgs Nachfolger, Uladislav, mußte sie,
nebst Schlesien und Mähren, (1479) an seinen Sieger, den König Matthias von
Ungarn abtreten, nach dessen Tode (1490) sie erst wieder an Uladislav
zurückkamen, wie dieser selbst den Thron von Ungarn bestieg. Mit seinem Sohne
Ludwig 2 erlosch (1526) sein Geschlecht; ihm folgte Ferdinand von Oestreich in
allen Ländern des böhmischen Lehnsverbandes, und erst im Laufe des 30jährigen
Krieges überließ der Kaiser Ferdinand 2 dem Churfürsten von Sachsen die beiden
Lausitzen (1635) für die ihm geleisteten wichtigen Dienste.
Zur Geschichte der Lausitzen gehören:
Christ. Godof. Hoffmann, scriptores rerum lusaticarum
antiqui et recentiores. 4 Tom. Lips. et Budiss. 1719 sqq. fol.
Nic. Sigism. de Redern, Lusatia superior diplomatica. 2
Voll. Hirschberg, 1724. 4. (Diese Urkundensammlung umschließt die Zeit von 1000
– 1612.)
Sam. Großer, Lausitzische Merkwürdigkeiten. Leipz. u.
Budissin, 1714. fol.
J. Bened. Carpzov, neueröffneter Ehrentempel merkwürdiger
Antiquitäten des Markgrafthums Oberlausitz. Lpz. u. Bud. 1719. fol.
Chstn. Gtli. Käuffer, Abriß der oberlausitzischen
Geschichte. 4 Theile. Görlitz, 1802 ff. 8.
J. G. Worbs, Archiv für die Geschichte Schlesiens, der
Lausitz und zum Theil von Meißen. Sorau, 1798. 8.
Neues Archiv der Geschichte Schlesiens und der Lausitz. 1.
Th. Glogau, 1805. 8.