Die Ursprünge der Familie und die ersten Jahre in
Leipzig
Georg Winckler war ein Kaufmann und wurde am 3. April 1582
in Salzwedel geboren. Seine Eltern waren Andreas Winckler, geboren 1553 in
Altenburg und Margaretha Hansen, deren Vater Georg Bürgermeister in Salzwedel
war. 1604 erhielt er die Bürgerschaft der Stadt Leipzig. 1610 heiratete er die
1587 in Delitzsch geborene Elisabeth Jäger. Im Mai 1612 kam der gemeinsame Sohn
Georg Winckler junior zur Welt. Elisabeth starb wenige Tage nach der Geburt des
Sohnes. Am 19. August 1613 heiratete Kaufmann Georg die 1596 in Leipzig
geborene Ursula Schacher, deren väterliche Familie aus Hessen stammte.
Georg Winckler auf Dölitz und Stintz Erbsaß.
Kupferstich von Bartholomäus Kilian aus dem Jahr 1679.
Das Paar
hatte 13 gemeinsame Kinder, die zwischen 1615 und 1635 geboren wurden.
28. April 1615 Magdalena Winckler
2. April 1617 Elisabeth Winckler
15. März 1619 Hartmann Winckler
Februar 1621 Benedict Winckler
30. August 1622 Aegidius Winckler
29. November 1623 Andreas der Ältere Winckler
Maria Magdalena Winckler
1623 Margaretha Winckler
1626 Gottfried Winckler
7. September 1627 Regina Winckler
7. Oktober 1628 Heinrich der Ältere Winckler
24. Januar 1630 Paul Winckler
11. März 1635 Clara Winckler
Im Jahre 1636 kaufte Georg Winckler das Rittergut Dölitz von
dem bisherigen Besitzer Christoph von Crostewitz. Dank ihm wurde das Schloss
und die Dölitzer Wassermühle von Grund auf erneuert. Darüber hinaus übernahm er
mit dem Rittergut auch die Grundherrschaft in dem östlich von Leipzig gelegenen
Dorf Stünz. 1650 erhielt er von dem römisch-deutschen Kaiser Ferdinand III. die
Adelswürde verliehen. Im Januar 1654 starb Georg im Alter von 71 Jahren.
Schloss Dölitz in einem Kupferstich von Püttner im Jahre 1884
Georgs Sohn Andreas setzt die Tradition fort
Sein Sohn Andreas der Ältere erbte das Rittergut und den
Adelsstand. Dazu wurde er Besitzer des Ritterguts Starsiedel und der damit
verbundenen Ländereien. Am Markt 9 in Leipzig gehörte ihm ein Haus. Seit dem
Juni 1647 war er mit Maria Elisabeth Klemm, geboren 1631 in Leipzig
verheiratet. Er wurde am 4. Februar 1648 in die Stadt Leipzig eingebürgert. Am
23. Juni 1650 kam sein Sohn Georg Winckler zur Welt. Zwischen 1670 und 1672
ließ er das Torhaus Dölitz errichten, das heute das Zinnfigurenmuseum
beherbergt. Er starb am 27. Mai 1675 in Leipzig.
Torhaus Dölitz
In der dritten Generation auf dem Weg in wichtige politische
Ämter
Andreas` Sohn Georg übernahm wiederum den Besitz und den
Adel. Er war insgesamt dreimal verheiratet. 1671 mit Catharina Weise und 1679
mit Catharina Sophia Rappolt, jeweils in Leipzig, und 1699 in Halle an der
Saale mit Maria Elisabeth Berger. Aus der ersten Ehe sind fünf Kinder bekannt,
aus den anderen je eines. 1679 wurde er Stadtrat und 1694 Baumeister in
Leipzig. Von 1708 bis 1711 war er Bürgermeister von Leipzig. Georg Winckler
übte noch weitere Ämter wie Königlich-Polnischer und Kursächsischer Rat und Assessor
am Kurfürstlich Sächsischen Schöffenstuhl aus. Am 4. August 1712 starb er in
Leipzig. Aus der Ehe mit seiner letzten Frau Maria Elisabeth Berger stammte
sein Nachfolger Jacob Benedict Winckler.
Das Herrschaftsgebiet der Familie von Winckler im 18. Jahrhundert
Bedeutender Einfluss im nordwestsächsischen Raum
Jacob Benedict wurde im Oktober 1699 in Leipzig geboren und starb am 31. Mai 1779 in Dölitz. Er war Jurist und besaß einen Doktortitel. Durch ihn wurde die Familie in den Stand der Freiherren von Schwendendorf erhoben und hatte seit 1732 umfangreiche Besitzungen im gesamten Leipziger Umland. Bis an die Grenze zu Thüringen, nach Groitzsch, reichte das Herrschaftsgebiet. Anfang des 19. Jahrhunderts begann mit dem Vormarsch Napoleons in Europa auch der machtpolitische Abstieg. Während der Leipziger Völkerschlacht kam es rund um Leipzig zu zahlreichen Katastrophen. Viele Dörfer wurden zerstört, das Leben lag lange Zeit darnieder. Auch Dölitz wurde von fremden Truppen stark in Mitleidenschaft gezogen. Am 16. Oktober erfolgte ein Angriff auf das Schloss. Es muss sich dieser so vehement gestaltet haben, dass man noch heute die Kanonenkugeln in den Mauern des Torhauses erkennen kann. 1826 ging der Einfluss der Freiherren von Schwendendorf auch in Groitzsch zu Ende. Das Groitzscher Rittergut wurde an den Kammerrat David Anger in Eythra verkauft und 1839 wurde die Gerichtsbarkeit an das Justizamt Pegau übertragen.

Gefecht am 16. Oktober 1814. Das Torhaus Dölitz im Süden von Leipzig wird durch österreichische Infanterie gestürmt.
Das 20. Jahrhundert – Niedergang und Umnutzung
Im Jahre 1929 erwarb die Stadt Leipzig das Dölitzer
Rittergut und die fast dreihundertjährige Herrschaft der Familie von Winckler
endete. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände bombardiert, und das Schloss
dabei zerstört. Weil in der DDR kein Geld für Sanierungen denkmalgeschützter
Bauten ausgegeben wurde, riss man das Schloss ab. Bis heute sind von dem
gesamten Komplex das Torhaus Dölitz mit der Allee und einige Nebengebäude
erhalten. Im Torhaus befindet sich das Museum mit einem Diorama zur
Völkerschlacht. Erhalten und erweitert ist auch die Dölitzer Wassermühle, die von einem Verein betreut wird.
Auf dem Rittergutsgelände
Familiäre Beziehungen
Dr. jur. Jacob Benedict Freiherr Winckler war der Urenkel
des Begründers der Leipziger Familie und Taufpate bei der Tochter meines
Vorfahrenpaares Johann Kaspar Giebner und Maria Magdalena Patzsch. Johann
Kaspar arbeitete auf der Schäferei in Meusdorf. Seine Frau starb am 26. März
1750 in Dölitz. Die Familie Giebner war in zahlreichen Leipziger Gemeinden
ansässig und ein späterer Vertreter unterstützte den Siedlungsausbau von Dölitz
und Dösen. Die Tochter Maria Rosina Giebner wurde am 26. Oktober 1723 in Dölitz
geboren und am 27. Oktober 1723 in Markkleeberg getauft. Im Taufeintrag heißt
es:
Maria Rosina, Johann Caspar Giebners, des Schaffmeisters
zu Meußdorff, auch Nachbars in Dölitz, und seineß Eheweibes, Marien Magdalenen,
gebohrenen Patschen Töchterlein ist gebohren den 26. Oct. und den 27. dito
getaufft worden. Pathen waren:
1. die hochedelgebohrene Frau Johanna Margaretha,
gebohrene Wincklerin, verwitbete Frau Geheimb-Räthin Bornin, deren Stelle Frau
Regina Maria Scherzerin vertreten,
2. der hochedelgebohrene Herr Jacob Benedictus Winckler,
auf Dölitz, Stintz, dessen Stelle Herr M. David Bernhard vertreten,
3. Frau Johanna Rosina, Herrn Johann Tobias Peinemans,
vornehmen Handelsherrn zu Leipzig Eheliebste.
Die in obigem Taufeintrag genannte Johanna Margaretha
Winckler war die Tochter des Ehepaares Andreas der Ältere Winckler (geboren
1623) und Maria Elisabeth Klemm (geboren 1631). Sie wurde im Oktober 1662 in
Leipzig geboren und starb ebendort im Oktober 1732.
Giebnerstraße in Dölitz
Anekdoten der Leipziger Stadtgeschichte
Am 20. Oktober 1679 heiratete Johanna Margaretha in Leipzig
Prof. Dr. jur. Jacob Born, einen studierten Juristen, der Stadtrat und
Bürgermeister in Leipzig war wie auch Königlich Polnischer und Kursächsischer
Wirklicher Geheimrat und Domherr zu Merseburg. Aus der Ehe entstanden keine
Kinder. In erster Ehe war Jacob Born mit Christine Bexen verheiratet und hatte
mit ihr drei Kinder. Der 1669 aus dieser Ehe geborene Sohn Johann Franz Born
studierte Rechtswissenschaften wie sein Vater und promovierte zum Dr. jur. Er
war ebenfalls Ratsherr sowie Prokonsul in Leipzig und auch Domherr in
Merseburg. Ihm gehörten die Rittergüter Schönau, Groitzsch, Wildenborn und
Sellerhausen und er hatte damit in diesen Orten und den dazugehörigen
Ländereien auch die Gerichtsherrschaft.
Der Burgberg am Rande von Groitzsch
Johann Franz Born unterstützte zudem mit seinen finanziellen
Mitteln die Neue Kirche, das Lazarett, die Thomasschule und die Peterskirche.
Er war ein Urgroßenkel von Johann Born und Anna Scherll (geboren 1557 in
Leipzig). Deren Großvater Heinrich Scherll wanderte mit ihrem Vater
Bartholomäus von Nürnberg ein und wurde ein enger Vertrauter von Hieronymus
Lotter, dem Erbauer des Leipziger und Pegauer Rathauses, der ebenfalls aus
Nürnberg stammte. Beide, Heinrich und Hieronymus, hatten mit Hans Bauer
denselben Schwiegervater.
Der Leipziger Marktplatz. An der Einmündung zum schmalen Barfußgäßchen (Eckhaus mit dem dunklen Dach) befindet sich die Adresse Markt 9, das der Familie Winckler gehörte.
Vorkommen der Namen Winckler / Winkler im Kirchenbuch Markkleeberg von 1800 bis 1873
Familienname
|
Vorname |
Notiz |
Was |
Jahr |
Seite |
von Winckler |
Friederike Wilhelmine |
geb. Geißler, Frau verwitw. |
+ |
1800 |
3 |
Winkler |
Johann Gottlob |
oo Haber |
oo |
1802 |
4 |
Winkler |
Carl Friedrich |
unehel. Ackermann |
* |
1803 |
13 |
Winkler |
Carl Friedrich |
unehel. Ackermann |
+ |
1803 |
11 |
von Winckler |
Carl Christoph |
von Schwendendorff |
+ |
1810 |
29 |
von Winckler |
Julius Ernst |
|
+ |
1811 |
31 |
von Winckler |
Julius Ernst |
|
* |
1811 |
33 |
von Winckler |
Ernst Moritz |
|
* |
1812 |
29 |
von Winckler |
Sidonie Thusnelda |
|
* |
1813 |
17 |
von Winckler |
Sidonie Thusnelda |
|
+ |
1814 |
52 |
von Winckler |
Ernst Hermann |
|
* |
1815 |
11 |
von Winckler |
Bertha Thusnelda |
|
* |
1816 |
23 |
von Winckler |
Bertha Thusnelda |
|
+ |
1817 |
2 |
von Winckler |
Totgeborene Tochter |
|
* |
1818 |
33 |
von Winckler |
Totgeborene Tochter |
|
+ |
1818 |
23 |
von Winckler |
Johanna |
geb. Thiele, Frau |
+ |
1818 |
24 |
von Winckler |
Johanna Ernestine |
oo von Helbig, Fräulein |
oo |
1830 |
17 |
von Winckler |
Johann Ernst |
Major |
+ |
1834 |
39 |
von Winckler |
Ernst Moritz |
oo Richter |
oo |
1839 |
10 |
von Winckler |
Anna Julie Hedwig |
|
* |
1840 |
16 |
Winkler |
Johann Gottfried |
oo Rückert |
oo |
1840 |
20 |
von Winckler |
Georg Ernst |
|
* |
1841 |
32 |
Winkler |
Carl Friedrich August |
unehel. Rusch |
* |
1841 |
43 |
Winkler |
Carl Friedrich August |
unehel. Rusch |
+ |
1841 |
28 |
Winkler |
Maria Dorothea |
Fräulein |
+ |
1844 |
40 |
Winkler |
Johanna Wilhelmine |
unehel. Becker |
* |
1846 |
30 |
Winkler |
Edmund Leberecht Ferdinand |
oo Müller |
oo |
1848 |
15 |
von Winckler |
Ernst Hermann |
|
+ |
1849 |
52 |
Winkler |
Maria Rosina |
unehel. Sickert |
* |
1850 |
15 |
Winkler |
Johann Gottfried |
oo Konnitz |
oo |
1851 |
1 |
von Winckler |
Ida Hedwig |
|
* |
1854 |
57 |
Winkler |
Gustav Heiner |
oo Hecking |
oo |
1862 |
10 |
Winkler |
Paul Hugo |
1 Jahr alt |
+ |
1865 |
4 |
Winkler |
Emma Hedwig |
|
* |
1866 |
58 |
Winkler |
Johann Carl |
oo verwitw. Frenzel |
oo |
1867 |
13 |
Winkler |
Helena Frieda Rosa |
|
* |
1869 |
46 |
von Winckler | Georg Ernst | oo Richter | oo | 1873 | 33 |
(* 1582 Salzwedel; † 1654 Leipzig) war Kaufmann und legte den Grundstein für eine fast dreihundertjährige Herrschaft im nordwestsächsischen Raum.